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Künstler: Spock's beard

Album: Spock's beard

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: On a perfect day

Autor: Markus

Spock’s beard waren in der Vergangenheit eigentlich immer ein Garant für hochklassigen, stets einwandfrei intonierten progressiv Rock der alten Schule. Auch nach dem Ausstieg des einstigen Bandmittelpunktes und begnadeten Songwriters Neal Morse veröffentlichte die Band in den Jahren 2003 und 2005  mit „Feel euphoria“ und vor allem „Octane“ zwei qualitativ weit über dem Durchschnitt anzusiedelnde Longplayer, die großen Teilen der Szene zumindest ein gehöriges Quäntchen Respekt abnötigten. Wenn auch viele Anhänger der  Bärte ihrer einstigen Ikone nachtrauerten, so gab es dennoch kaum einen alteingesessenen Fan, der den Werdegang der von nun an als  Quartett agierenden Kapelle gänzlich mit Argwohn betrachtet hätte. Dieser Umstand könnte sich anno 2006 allerdings ändern, denn die neueste Veröffentlichung  aus der Schmiede Spock’s beard klingt über weite Strecken erschreckend uninspiriert und beinahe gänzlich langweilig. Nur wenige innovative Ideen haben sich auf das selbst betitelte Album verirrt, stattdessen kredenzen uns die einstigen kreativen Vorreiter über weite Strecken aufgewärmte Kost oder verzetteln sich in belanglosen 70er Jahre Stoner Rock Stücken. Obwohl die versammelten Bandmitglieder durchweg auf allerhöchstem technischem Niveau musizieren, gelingt es der vierköpfigen Mannschaft nur selten, echte Magie zu erzeugen. Nur wenige der insgesamt vierzehn Kompositionen bleiben dauerhaft im Ohr des Konsumenten haften. „Spock’s beard“ klingt insgesamt mehr nach Schnellschuss als nach Meisterwerk.

Dabei ist der Einstieg in die rund 75minütige (!) Scheibe geradezu vortrefflich geraten. Der exzellente Opener „On a perfect day“ präsentiert die Bärte in Höchstform und hätte auch auf dem tollen Vorgänger „Octane“ eine gute Figur gemacht. Nicht nur Sänger Nick D'Virgilio glänzt hier mit einer absolut traumhaften Performance, auch die hervorragend in den Song eingewobenen Retro-Orgel Sounds lassen aufhorchen. Das nun folgende ausufernde Instrumental „Skeletons at the feast“ sorgt allerdings bereits für gemischte Gefühle beim Zuhörer. Wenngleich Prog-Puristen das Stück wohl vergöttern werden, ist es meiner Meinung nach einfach viel zu lang geraten, um wirklich nachhaltig begeistern zu können. Song Nummer drei hört auf den Namen „Is this love“ und geizt nicht mit Deep Purple Querverweisen. Auf Grund dessen klingt das Stück äußerst altbacken, wenn es auch einen starken Chorus sein Eigen nennen darf. „All that’s left“ ist dann eine wirklich originelle Ballade, die mit Gänsehaut erzeugendem Gesang und einer melancholischen Grundausrichtung zu überzeugen weiß, ehe es mit dem beinahe zwölfminütigen „With your kiss“ eine seltsam zerrissen anmutende Komposition zu „bestaunen“ gibt. Selbige Nummer geht lediglich als Sammelsurium fragwürdiger Ideen über die Ziellinie und hinterlässt absolut keinen bleibenden Eindruck. Gänzlich gelangweilt ertönt „Sometimes they stay, sometimes they go“ aus den Boxen. Auch hier lassen mehrfach die 70er Jahre grüßen. Das überraschend simpel aufgebaute Stück gehört mit Sicherheit zu den schlechtesten Spock’s beard Kompositionen überhaupt, insbesondere weil der Refrain beinahe bis zur Unendlichkeit wiederholt wird. Auch die Ballade „The slow crash landing man“ kann das Ruder nicht herumreißen und ermüdet den Konsumenten eher, statt selbigen zum intensiven Zuhören zu animieren. „Wherever you stand“ ist dann wieder einer dieser unsäglichen geradlinig arrangierten Rocksongs, welcher erneut mit – dreimal dürft ihr raten – Deep Purple Reminiszenzen ausgestattet wurde. Etwas versöhnlich stimmt die Pianoballade „Hereafter“, die aber wie etliche Stücke des Albums viel zu lang ausgefallen ist. Der auf jedem Spock’s beard Output obligatorische Longtrack hört dieses mal auf den Namen „As far as the mind can see“ und bietet über weite Strecken beste musikalische Unterhaltung nebst interessanten Ideen (z. B. den Einsatz eines Kinderchors). Trotzdem gefällt mir „A flash before my eyes“ vom Vorgängeroutput „Octane“ ungleich besser. Das abschließende „Rearranged“ wirkt auf Grund seiner durchgängig fröhlichen Ausrichtung etwas merkwürdig, geht im Großen und Ganzen aber nicht zuletzt wegen des einprägsamen Refrains absolut in Ordnung.

Ich sage es als ausdrücklicher Freund der Band absolut nicht gerne, aber Spock’s beard sind anno 2006 leider im grauen Mittelmaß angekommen. Gerade angesichts von „Octane“ hätte ich dem Quartett eindeutig mehr zugetraut. Mit Sicherheit eine der größten musikalischen Enttäuschungen des Jahres.

 

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